
In diesem Artikel erfährst du:
Was eine Ökobilanz ist - und welche Vorteile sie dir und deinen Kund*innen bringt
Wie du als Onlinehändler*in für deine Produkte in nur vier Schritten eine Ökobilanz erstellen kannst
Der Klimawandel ist allgegenwärtig und immer mehr Kund*innen wünschen sich mehr Nachhaltigkeit beim Online-Shopping. Um diesem Wunsch nachzukommen, berechnen immer mehr Unternehmen die Ökobilanz ihrer Produkte. Dafür führen sie eine sogenannte Lebenszyklusanalyse (englisch “life cycle assessment”, kurz “LCA”) durch. Also eine systematische Analyse der Produkte auf dem gesamten Lebensweg. Mit diesem wichtigen Instrument können Unternehmen nachhaltigere Produkte entwickeln und dem Wunsch nach klimafreundlicheren Einkaufsmöglichkeiten nachkommen.
Du möchtest nun wissen, wie das funktioniert und welche Vorteile die Erstellung einer Ökobilanz mit sich bringt? Hier kommen deine Antworten!
Lebenszyklusanalyse und CO2-Fußabdruck - wo liegen die Unterschiede?
Mithilfe einer Lebenszyklusanalyse (LCA) können Unternehmen verschiedene Dienstleistungen oder Produkte auf Grundlage ihrer ganzheitlichen Auswirkungen auf die Umwelt vergleichen. Ein CO2-Fußabdruck quantifiziert nur die im Produktlebenszyklus verursachten Treibhausgase. Ökobilanzen umfassen dagegen auch Emissionen in das Wasser, die verbrauchte Energie und den anfallenden Abfall. Somit ist der Produkt-CO2-Fußabdruck nur eine Dimension der gesamten Umweltauswirkungen, die in einer Ökobilanz erfasst werden.
Im folgenden Abschnitt lernst du die vier wichtigsten Schritte zur Erstellung einer Ökobilanz kennen, wie sie von internationalen Standards definiert werden.
Die vier goldenen Schritte zur Erstellung einer Ökobilanz auf Produktebene
Zieldefinition und Umfang
Durchführen einer Bestandsanalyse
Bewertung der Umweltauswirkungen
Interpretation der Ergebnisse
Lass uns nun jeden dieser vier Schritte genauer anschauen.

1. Zieldefinition und Umfang - so steckst du dir Ziele und legst den Umfang fest
Als erstes wird die funktionale Einheit festgelegt. Diese gibt an, was überhaupt analysiert wird, meistens in Gewichtseinheiten oder als eine Einheit des Produkts selbst. Oft kann das ziemlich einfach sein und die funktionale Einheit ist ein T-Shirt, ein Laptop oder eine Tasse Kaffee.
Manchmal ist es aber auch sinnvoller Gewichtseinheiten zu verwenden. Bei T-Shirts ist das eher nicht der Fall – kaum jemand ist daran interessiert, die Umweltwirkungen von einem Kilogramm T-Shirts zu kennen. Wenn man aber Bio-Kaffee mit konventionellem Kaffee vergleichen möchte macht es Sinn, die funktionale Einheit als 1 kg Kaffee zu definieren.
Damit kommen wir direkt zum nächsten Punkt - dem Umfang der Analyse. Je nach Ziel legst du fest, welche Lebenszyklusphasen eingeschlossen werden.
Beim Kaffee-Vergleich gehen wir davon aus, dass beide Sorten identisch zubereitet werden. In diesem Fall legen wir den Analysefokus auf die Produktionsphase – und nicht auf die Nutzungsphase. So können wir herausfinden, ob und warum Bio-Kaffee umweltfreundlicher ist als konventioneller Kaffee.
Möchtest du deine Kund*innen dagegen über die gesamten Umweltauswirkungen der Produkte informieren, ist es sinnvoll auch die Nutzungsphase und die Entsorgung zu berücksichtigen. Um mehr über den Unterschied der verschiedenen Produktlebenszyklus-Phasen zu erfahren, kannst du dir unseren Blog-Artikel über den Produkt-CO2-Fußabdruck anschauen.
2. Die Bestandsanalyse - auf diese Daten solltest du ein Auge werfen
Stehen Ziel und Umfang fest, geht es ans Daten sammeln. Um die Ökobilanz eines Produkts zu erstellen, müssen alle Materialien, Energieverbräuche und Abfälle, die in den eingeschlossenen Lebenszyklusphasen entstehen, analysiert werden.
In diesem Schritt werden beispielsweise Stromrechnungen und Zählerstände der Produktionsanlagen sowie Details über alle verwendeten Materialien gesammelt. Auch Informationen über die in den Produktionsanlagen eingesetzten Geräte sowie anfallende Abfälle werden erfasst.
Die Bestandsanalyse der zeitaufwändigste Teil der Ökobilanz, vor allem bei Produkten mit vielen einzelnen Komponenten. Von allen Bestandteilen müssen die Lieferketten verfolgt - und Informationen bei Sublieferanten eingeholt werden. Dabei ist die Datenqualität entscheidend: ohne genaue Daten werden die Ergebnisse der Ökobilanz ungenau oder unzuverlässig sein. Wie geht es mit den gesammelten Daten weiter? 3. Bewertung der Umweltauswirkungen - so funktioniert’s!
Mit einem LCA-Programm werden die gesammelten Daten modelliert und die Umweltauswirkungen berechnet.

Im Allgemeinen können viele Dimensionen bei der Bewertung der Nachhaltigkeit eines Produkts berücksichtigt werden. Ein nützlicher Rahmen in diesem Sinne sind die neun ökologischen Belastungsgrenzen. Diese definieren die Grenzen, in denen wir Menschen uns nachhaltig weiterentwickeln können, um die Widerstandsfähigkeit des Planeten für zukünftige Generationen zu sichern. Seit ihrer Einführung versuchen immer mehr Unternehmen zu evaluieren, wie sie ihren Betrieb so verändern können, dass er im Einklang mit diesen neun Dimensionen der Nachhaltigkeit steht.
4. Last but not least: Die Interpretation der Ergebnisse
Sobald die Ergebnisse vorliegen, ist es an der Zeit, sie zu analysieren. Die Interpretation dient dazu, die wichtigsten Auswirkungen, Lebenszyklusphasen, Materialflüsse und Hotspots zu identifizieren.
In dieser Phase ist es auch entscheidend, kritische Fragen zu stellen: Wurden wichtige Prozesse vernachlässigt oder umgekehrt, könnte die Analyse vereinfacht werden, ohne Fehler im Endergebnis zu verursachen?
Einer der großen Vorteile einer Ökobilanz ist, dass sobald das Grundgerüst steht, die verschiedenen Komponenten verändert werden können, um die Auswirkungen auf das Endergebnis zu analysieren. So kannst du zum Beispiel messen, welchen Unterschied der Einsatz von recycelten oder ökologischen Materialien macht oder wie sich das Endergebnis ändert, wenn das Produkt bei der Entsorgung recycelt, statt verbrannt, wird.
Welchen Mehrwert liefern Ökobilanzen dir und deinen Kund*innen?
Die Ökobilanz eines Produkts zeigt also an, wie umweltfreundlich es ist, wo Hotspots liegen und wo Potenziale zur Verbesserung schlummern. Mit diesen Informationen kannst du deine Produkte verbessern - und deine Kund*innen können die Produkte in deinem Online-Shop hinsichtlich ihrer Umweltfreundlichkeit vergleichen. Zudem kannst du viel transparenter auf Kundennachfragen zu den Umweltauswirkungen deiner Produkte reagieren.
Wie jedes Modell, das versucht die Realität abzubilden, ist auch eine Ökobilanz nie perfekt. Aber sie ist eine gute Annäherung, die sehr nützliche Erkenntnisse bietet und ein wichtiger Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit und glücklichen Kund*innen.
Mit diesen vier Schritten bist du auf einem guten Weg, deine Produkte nachhaltiger zu gestalten und deinen Kund*innen einen umweltfreundlicheren Konsum zu ermöglichen. Wenn du zu diesen Themen auf dem Laufenden bleiben - und weitere Tipps erhalten möchtest, abonniere hier doch einfach unseren Newsletter.